Daniel Kehlmann: Ruhm

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Autor: S. Benedict-Rux
13. April 2009

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`Leo Kehlmann´ oder Ein selbstironisches Spiel mit der Identität

Mit Spannung wurde der neue Roman von Bestseller-Autor Daniel Kehlmann erwartet. Wie würde das neue Buch im Vergleich zum Welterfolg „Die Vermessung der Welt“ sein? Auf etwa zweihundert Seiten und in neun Geschichten schreibt Daniel Kehlman darüber, wie Menschen in unserer modernen Zeit ihre Identität bilden, verlieren oder in eine andere Identität wechseln. Dazu erdichtet er sich eine übersichtliche Anzahl an Figuren, darunter Schriftsteller Leo Richter, den „Autor vertrackter Kurzgeschichten voller Spiegelungen und unerwartbarer Volten von einer leicht sterilen Brillianz“. Nicht nur darin kann man die eine oder andere Parallele zu seinem Schöpfer sehen, denn Leo Richter wie Daniel Kehlmann reizt es, einen Roman ohne Hauptfigur zu schreiben.

Und so ist auch Leo nur eine Stimme unter anderen. Mit von der Partie sind zum Beispiel Mitarbeiter einer Mobilfunkgesellschaft, ein bekannter Schauspieler, weitere Schriftsteller und sogar einige fiktionale Figuren, die den gleichen Anspruch auf Leben und Identität erheben wie diejenigen, die sie geschaffen haben. Da lösen sich gewohnte Identitäten auf und transformieren sich in neue. Das vertraute Leben gerät aus den Fugen. So bekommt ein Techniker die Anrufe, die für einen bekannten Schaupieler gedacht waren. Erst irritiert, findet er Gefallen daran, in dessen Haut zu schlüpfen. Dem Schauspieler dagegen entgleitet sein Leben, er entfremdet sich immer mehr von seiner Rolle als Schauspieler.

„Geschichten in Geschichten in Geschichten. Man weiß nie, wo eine endet und eine andere beginnt! In Wahrheit fließen sie alle ineinander. Nur in Büchern sind sie säuberlich getrennt.“

Genauso verhält es sich auch mit den Geschichten in Kehlmanns jüngstem Buch. Bis auf die letzte, können alle Geschichten des Romans für sich alleine stehen und tun dies auf den ersten Blick auch. In einzelne Kapitel säuberlich getrennt, sind die Erzählungen aber durch das Wiederauftauchen einiger Figuren in mehreren Geschichten miteinander verwoben und bilden ein Ganzes mit Vor- und Rückverweisen. Manches davon erschließt sich erst bei einer wiederholten Lektüre. Kehlmann spielt mit verschiedenen Erzählebenen, erzählte Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen ineinander – wo ist die Grenze? Dies mag dem einen Leser als zu konstruiert erscheinen, ein anderer mag vielleicht gerade dieses postmoderne Spiel an diesem Buch schätzen. Sicher ist jedoch, dass Kehlmann souverän mit seinen erzählerischen Möglichkeiten spielt und mit seinem Leser, den er wahlweise zum Lachen bringt oder beklemmende Gefühle durchleben lässt .

Fazit: Sicher nicht ein Buch, das alle seine Leser restlos glücklich machen wird, aber auf jeden Fall sehr lesenswert!
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Daniel Kehlmann: Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten, Rowohlt 2009

 

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