Darren Flynn ist 16 und an der Highschool. Als Schüler ist er eher mittelmäßig, aber sein Schwimmtrainer findet, dass er Potential hat. Darrens Vater hofft darauf, dass Darren ihm mehr Freude machen wird als sein großer Bruder und der Jugendliche will ihn nicht enttäuschen. Bei seinen Mitschülern ist er beliebt: Darren ist ein Kumpeltyp und die Mädchen finden ihn mit seiner durchtrainierten Figur sexy. Dass ihn so viele – Mädchen wie Männer – attraktiv finden, verunsichert den ohnehin wenig selbstbewussten Jungen zusätzlich.
Als ein Mitschüler aus dem Schwimmteam wegen schlechter Noten des Englischlehrers Mr. Tracy für den Rest der Saison gesperrt ist, sinnen die Freunde Darrens auf Rache. Anonym und zu Unrecht beschuldigen sie den mutmaßlich homosexuellen Lehrer des sexuellen Missbrauchs von Jungen. Darren beteiligt sich zwar nicht an dem Rachefeldzug der Jugendlichen, aber aus Angst mit Homosexualität in Verbindung gebracht zu werden oder als Petzte zu gelten, unternimmt er auch nichts um die Intrige zu verhindern oder aufzuklären. Auch dann nicht, als der Lehrer ihn um eine entlastende Aussage bei der Polizei bittet. Schnell gerät die Angelegenheit außer Kontrolle und vernichtet das Leben des Pädagogen. Darren macht sich Vorwürfe. Hätte er Mr. Tracy helfen können, vielleicht gar müssen ? Aber darf man seine Freunde verraten?
Einfühlsam und psychologisch überzeugend schildert Oates die Gefühle und Gewissensnöte des Heranwachsenden, der noch auf der Suche nach sich selbst ist und es allen recht machen möchte. Gern würde er den verschiedenen Erwartungen gerecht werden, um die Anerkennung seines Vaters, seiner Mitschüler und seiner Freundin Molly zu erhalten. Da dies aber nicht geht, versucht er sich aus allem herauszuhalten. Zu spät merkt er, dass er mit seinem Versuch nicht Stellung zu beziehen, indirekt doch eine Position stärkt…
Das Jugendbuch ist in kurzen Kapiteln und verständlicher Sprache geschrieben. Damit bleibt es trotz des komplexen Themas, welches die Autorin auch nicht künstlich vereinfacht, gut zu lesen. Mit seinen Sorgen und Nöten bietet Darren ein hohes Identifikationspotential für junge Menschen in der Pubertät. Damit ist der Jugendroman ein geeignetes Buch für jugendliche Leser, die sich beim Lesen gerne mit wichtigen Fragen auseinandersetzen und nicht nur unterhalten werden möchten. Sexy regt zum nachdenken und diskutieren über Zivilcourage, Loyalität, Toleranz, erwachende Sexualität, Scham und dergleichen mehr an. Damit würde es sich beispielsweise auch als Literatur für den Deutschunterrricht anbieten.
Joyce Carol Oates: Sexy. Roman. Aus dem Amerikanischen von Birgitt Kollmann. dtv, Reihe Hanser 2008, ab 13
Taschenbuch bei Amazon ansehen / bestellen