– Aus dem Leben einer Katze oder: Die Welt im Doppel-D-Format
von Andrea Schaller
Schon das Cover des im Bastei Lübbe-Verlag publizierten Buches lässt auf den Inhalt und vor allem dessen Darstellung schließen: Eine halbnackte Frau, deren lange blonde Haare sanft auf ihr weißes, mit schwarzer Farbe bekleckertes Kleidchen (!) fallen, steht lächelnd und spielerisch auf einem Bein balancierend vor einer hellen Wand, auf die sie augenscheinlich gerade eben ihren Namen, mit einem Herzchen anstelle des I-Punktes, geschrieben hat. Darunter steht, natürlich in Pink – in welcher Farbe auch sonst? – der Titel der Neuerscheinung: ,,Sei schlau, stell dich dumm“.
Eigentlich muss ein potentieller Leser auf dieses ´Werk´ keine weitere Mühe ver(sch)wenden. Sehen Sie sich das Cover an – und ziehen Sie um Ihretwillen weiter. Die Autorin dieses Ratgebers verfolgt ihren Titelaufruf, oder besser gesagt ihr Lebensmotto, nämlich strikt, sowohl inhaltlich wie sprachlich. Der infantile Eindruck des gekünstelten, allerdings nicht kunstvollen Äußeren zieht sich durch das gesamte Buch, das in strukturell wenig durchschaubare, knappe Kapitel gegliedert ist. Auch daran ist zu erkennen, dass die mit diesem Ratgeber angesprochene Leserschar vermutlich aus den pubertierenden Fans der TV-Blondine besteht, die es sogar noch interessiert, wann, wie und wo ihr Star Stuhlgang pflegt. Der scheint Frau Katzenberger enorm wichtig zu sein, da wiederholt thematisiert, ebenso wie tonnenweise Make-Up, Männer, Mütter, ihre schwere Kindheit in der familieneigenen Kneipe und ihr Aufstieg in den 20.15 Uhr-TV-Olymp.
Ihre von diversen Fernsehauftritten gewohnt derbe Sprache und insbesondere ihre gewöhnungsbedürftigen Formulierungen, für die sie ihre Fans so lieben, finden sich auch hier in ihrem Erstling wieder: ,,Aua hin, aua her, ich schiebe mir doch nichts in den Arsch, nur weil ich neue Brüste habe. Nee, anal wollte ich auf keinen Fall.“. Doch was erwartet ein Leser von einer Autorin, die von sich selbst behauptet: ,,[…] ich darf mich geistig einfach nicht zu sehr anstrengen. Ich sage immer, ich habe einen Hirnknoten.“ Jede Seite des Buches wird mit einem ihrer besten Sprüche – erneut natürlich in pink – versehen, und inmitten all ihrer sprachlichen Ergüsse drängen sich uns auch noch private Bilder von Frau Katzenberger auf, angefangen mit den intimsten Momenten aus ihrer Kindheit bis zu dem heute populären Playboy-Lächeln.
Wer es trotz alledem schafft, sich bis zum Schluss durchzukämpfen, wird mit verschiedenen Variationen eines ´Wie gut kenne ich Daniela Katzenberger´-Tests belohnt (oder bestraft?).
Fragen, die sich jedem halbwegs intelligenten Leser zwangsläufig während der Lektüre aufdrängen müssen, wie: Wundert sich Deutschland wirklich über so schlechte Ergebnisse in den PISA-Studien, wenn unsere Jugend nichts Besseres zu lesen hat als die verbale Inkontinenz einer 25-jährigen Ludwigshafen-Oggersheimerin, die den IQ ihrer Leser pro Seite um mindestens 3 Punkte reduzieren möchte? Oder: Warum wird so etwas in Deutschland überhaupt verlegt? All diese Fragen werden bis zuletzt leider nicht beantwortet.
Eine mögliche Antwort wäre jedoch, dass wir es hier mit einem reinen Fanartikel für die bereits erwähnte Leserschaft zu tun haben.
Daniela Katzenberger: Sei schlau, stell dich dumm, Bastei Lübbe 2011
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