Sie tourt durch die Welt, stellt dem interessierten Publikum Mantren und einfache Lieder aus Nepal vor – die buddhistische Nonne Ani Choying Drolma. Es sei schon sehr erstaunlich, dass eine buddhistische Nonne ein Popstar sei, sagt Choying, die den Herzschmerz-Liedern in der Popmusik mit der positiven Botschaft ihres Liedes Phulko Aankhaama etwas entgegensetzen wollte und damit in Nepal berühmt geworden ist. Eigentlich war es nicht ihr Ziel Sängerin zu sein. Singen ist für sie Gebet. Es geht ihr um den inneren Frieden, nicht um Berühmtheit, und darum mit den Einnahmen aus Konzerten, dem Verkauf ihrer CDs und ihres Buches eine Mädchenschule bzw. ein Krankenhaus in Nepal zu finanzieren.
In ihrem Buch Ich singe für die Freiheit beschreibt Ani Choying Drolma die wichtigsten Stationen ihres Lebens, die sie zu derjenigen geformt haben, die sie heute ist. Ihre Kindheit ist ausgefüllt mit Haushaltspflichten und der Mithilfe bei der Erziehung ihrer Brüder. Über all dem schwebt die Angst vor den Gewaltausbrüchen des Vaters, die sich häufig gegenüber der Mutter, aber auch ihr gegenüber entladen. Sie flieht ins Kloster um all dem zu entkommen und zu verhindern, dass ihr mit einer Heirat dasselbe Schicksal wie das ihrer Mutter droht.
Dort erfährt sie liebevolle Aufnahme durch ihren Meister Tulku Urgyen Rinpoche. Er heilt die seelischen Wunden ihrer Kindheit mit seiner Liebe und Güte, bringt damit die Saat aus, die die Verwandlung von dem wütenden verletzten Kind zur in sich ruhenden buddhistischen Nonne in Gang setzt und die letztlich sogar die Aussöhnung mit ihrem Vater ermöglichen wird.
Der Tod ihres geliebten Meisters zieht ihr zunächst den Boden unter den Füßen weg. Doch durch die Hilfe von Förderern, die sie singen hören entdeckt sie, dass sie mit Hilfe ihrer Stimme viele Menschen glücklich machen kann – und ihren Traum von einer Schule verwirklichen, in der Nonnen eine Bildung erhalten, die sie gegebenenfalls sogar zur Aufnahme eines Studiums befähigt. Dies ist ein Meilenstein in der Bildung von Mädchen!
Zu viele Einzelheiten sollen hier nicht mehr verraten werden: Ani Choying schildert wie sie von ihrem Ziel nicht ablässt, von Förderern und Freunden ,von ihrem Leben als „die singende Nonne“, die durch die Welt reist, den Sorgen aber auch Freuden mit ihren Eltern. Natürlich lässt sie ihre Leser auch an dem Glück teilhaben, das sie mit einer Audienz beim Dalai Lama erfährt…
Die Autobiographie ist konsequent aus ihrer subjektiven Perspektive geschrieben und von einer Offenheit, die selbst ihre eigenen Schwächen schonungslos zur Sprache bringt. Erfrischend ist das und sehr sympathisch – auf diese Weise nimmt sie die Leser umso mehr für sich ein. Scheinbar nebenbei vermittelt sie am Beispiel ihres eigenen Lebens einige der Weisheiten, die sie gelernt hat.
Ani Choying Drolma erhebt ihre Stimme, lässt sie klingen für die Botschaft eines Weges zur inneren Freiheit ebenso, wie für die Freiheit der Schülerinnen der „Arya Tara School“ ihre Talente dort entwickeln zu dürfen. Ihre Biographie sei die Geschichte eines wütenden jungen Mädchens, das seinen inneren Frieden gefunden hat, sagt Ani Choying. Sie wünsche sich, dass die Leser denken: Wenn sie es geschafft hat, dann kann ich es auch schaffen! Die Einnahmen aus ihrem Buch, so ist ihre Hoffnung, sollen helfen ein Krankenhaus in Nepal zu finanzieren, das auch Menschen mit geringem Einkommen eine Behandlung ermöglicht. Wie es zu diesem Wunsch kommt ist leicht zu verstehen, wenn man ihr Buch gelesen hat.
Sie werde die Einnahmen nicht für ihr Hairstyling verwenden, verspricht sie, und streicht dabei grinsend über ihren rasierten Kopf – ihr wunderbarer Humor scheint auch immer wieder in ihrem Buch durch.
Ani Choying Drolma mit Laurence Debril: Ich singe für die Freiheit. Die Lebensreise einer buddhistischen Nonne. Aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Bettina Runge. Taschenbuchausgabe, Blanvalet Verlag 2011
Eine Auswahl an CDs von Ani Choying: