Yoga für Skeptiker

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Autor: S. Benedict-Rux
7. Februar 2014

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Yogabücher gibt es viele auf dem Buchmarkt, oft handelt es sich dabei um Bücher, die im wesentlichen Körperstellungen und Atemtechniken einer bestimmten Schule oder zu einem bestimmten Zweck in Wort und Bild darstellen. Auch Ulrich Ott stellt in seinem Yogabuch Atemtechniken und Stellungen vor, dennoch ist dieses Buch weit davon entfernt, mit den Erstgenannten vergleichbar zu sein. In seinem Buch bettet er das, was man landläufig unter Yoga versteht, also die Teilbereiche Atmung und Körperübungen, in den Gesamtkontext von Yoga als einem Weg zur Selbsterkenntnis ein, leitet zu eigenen kritischen Beobachtungen an und beleuchtet die Frage, inwiefern die Wissenschaft die Behauptungen dieser alten Weisheitslehre belegen oder widerlegen kann.

Von daher ist der Buchtitel „Yoga für Skeptiker“ durchaus ernst zu nehmen, denn das Buch richtet sich insbesondere auch an Menschen, die eine möglichst sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Yoga“ suchen, die unvoreingenommen nicht nur die Vorzüge sondern auch die Risiken für Körper und Geist benannt wissen wollen. Angesprochen sind auch Suchende, die „Erscheinungen“ aus dem Umfeld des Yoga, wie etwa die Frage nach Reinkarnation oder Kundalini-Erfahrungen, nach wissenschaftlichen Maßstäben abklopfen möchten, bevor sie sich möglicherweise auf diesen Weg einlassen wollen.

Systematische Einführung ins Thema

Ott kommt aus der Wissenschaft und dies merkt man dem vorliegenden Titel auf eine sehr angenehme Weise an. Systematisch beleuchtet er alle wesentlichen Aspekte zum Thema. Er gibt zunächst eine grobe Übersicht über den Übungsweg des Yoga, einen kurzen historischen Abriss über die Entstehung und bedeutende indische Lehrer, auf die die verschiedenen heute in der westlichen Welt bekannten Yoga-Stile zurückgehen. Als nächstes geht er auf die Schwierigkeiten bzw. verschiedenen Lesarten ein, die sich bei der Übersetzung der Lehrsätze des Yoga nach Patanjali aus dem Sanskrit ergeben, indem er eine Reihe von Übersetzungen nebeneinander stellt und miteinander vergleicht. Da ein rechtes Verständnis dieser Sätze ohne Kenntnis des Welt- und Menschenbildes des Yoga schwer möglich ist, umreißt er auch dieses bevor er dann zu einzelnen Punkten in die Tiefe geht.

Hierbei analysiert Ott zunächst die jeweiligen, in den Lehrsätzen beschriebenen Methoden und Versenkungsstufen, bevor er sie in einem nächsten Schritt in konkrete Übungen umsetzt. Angeregt auch durch Swami Vivekanandas Buch Raja-Yoga, welches den Autor vor 25 Jahren stark beeindruckte, fordert Ulrich Ott seine Leser anhand dieser Übungen dazu auf, eigene Erfahrungen zu machen und die Beobachtungen in einem Yoga-Projekt-Tagebuch niederzuschreiben. Auf diese Weise möchte er dazu anregen, die Plausibilität der Aussagen des Yoga an sich selber zu überprüfen.

Yoga im Lichte der Wissenschaft

Im letzten Teil des Buches geht es um eine vertiefte Auseinandersetzung mit Untersuchungsergebnissen aus der Wissenschaft. Hierzu hat der Neurowissenschaftler nicht nur aktuelle Ergebnisse und Studien aus der Forschung gesichtet, sondern in vier Interviews auch Experten zu Fragen ihres jeweiligen Fachgebietes befragt. Es sind der Diplom-Psychologe Eberhard Bauer, der sich zur Reinkarnationsforschung äußert, Diplom-Psychologin Dr. phil. Liane Hofmann, die sich besonders mit außergewöhnlichen Erfahrungen und spirituellen Krisen beschäftigt, Martin Soder und Imogen Dalmann dagegen praktizieren als Ärzte im Bereich Yoga-Therapie und zu guter Letzt ein Gespräch mit Diego Hangartner, dem Geschäftsführer des Mind and Life Institute Europe, welcher den Aufbau von Forschungsinitiativen im Bereich der „Contemplative Sciences“ leitet.

Ulrich Ott berichtet über Klinische Anwendungen von Yoga, beispielsweise als begleitende Therapie bei Krebserkrankungen oder bei stressbedingten Erkrankungen und Depressionen, warnt aber ebenfalls vor Risiken, die sich durch bedenkliche Übungen, fehlerhafte oder übermäßige Yoga-Praxis ergeben können. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis benennt die Quellen, die Ulrich Ott verwendet hat und liefert Hinweise für eine vertiefende Lektüre und Auseinandersetzung mit dem Thema.

Auf der Website zum Buch stellt der Autor seinen Lesern weitere Materialien wie z.B. einen mp3-Download zum Body-Scan oder Abbildungen zum zusammenstellen eigener Yoga-Übungsreihen zur Verfügung und bietet weiterführende Hinweise und Links.

Ein fundiertes und ausgewogenes Einsteigerbuch, das einen neuen Maßstab setzt“, heißt es auf der Buchrückseite. Es kommt nicht oft vor, dass man solcher Lobpreisung ohne weiteres zustimmen möchte – hier schon!

Ulrich Ott: Yoga für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt die uralte Weisheitslehre O.W. Barth 2013
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Über den Autor:

Dr. Ulrich Ott ist Diplom-Psychologe. Er forscht seit 15 Jahren über veränderte Bewußtseinszustände, Yoga und Meditation an der Universität Gießen. Sein Interesse gilt besonders den Effekten der Übungspraxis auf das Gehirn und auf die seelische Gesundheit. Seit zwei Jahrzehnten unterrichtet er ebenfalls Yoga und Meditation, so dass ihm auch die praktische Seite seines Forschungsfelder wohlvertraut ist.

Im Oktober 2010 ist bereits Meditation für Skeptiker von Ulrich Ott erschienen.

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