Japan, Keramik und kulturelle Missverständnisse

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Autor: S. Benedict-Rux
23. April 2018

Heiterer Roman über den Bau eines Anagama-Ofens an der Ostsee.

Buch bei amazon ansehen / bestellenIn einem fiktiven Dorf an der Ostsee baut ein japanischer Ofenbaumeister einen Anagama-Ofen für den deutschen Keramiker Ernst Liesang. Damit der Bau des Holzbrandofens im fremden Land nach allen Regeln der Überlieferung vonstatten gehen kann, reist Meister Yamashiro mit einem ganzen Tross von Begleitern an. Eine unglaubliche, eine große Sache und weil sie so ungewöhnlich ist, werden die Arbeiten von einem Filmteam begleitet. Hier prallen Welten aufeinander und zwar in mehrfacher Hinsicht. Das ist für die Leser des Romans Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln von Christoph Peters immer wieder sehr amüsant.

Ein Anagama-Ofen in Deutschland

Die Ursache für diesen spektakulären Bau liegt in einem Versprechen begründet, das der große Keramiker Ito Hidetoshi dem deutschen Philosophen Erwin Hesekiel einstmals gegeben hatte: In Deutschland solle ein Anagama-Ofen gebaut und das Wissen über den Holzbrand weitergegeben werden.
Die Vorgeschichte des Ofenbaus sowie Rückblicke auf die Lehrzeit Liesangs in Japan werden in Einschüben nachgeholt, während der Bau des Ofens mal voranschreitet, mal durch unvermutete Schwierigkeiten stockt.

„Natürlich passieren nie Dinge auf diese Weise in der gewöhnlichen Welt.“

Peters findet in seinem Roman einen Ton, mit dem er geradezu leichtfüßig zwischen der rationalistisch geprägten Sichtweise die hier im Westen vorherrscht, und der auf uns oft geheimnisvoll und manchmal irrational wirkenden traditionellen japanischen Vorstellungen vermittelt.

Die „Grenze“ verläuft dabei nicht zwangsläufig immer zwischen Deutschen und Japanern, denn offenbar möchten auch einzelne japanischen Gäste die alten Traditionen hinter sich lassen. Ernst Liesang steht zwischen den Kulturen und zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen. Aus der deutschen Tradition stammend ist ihm doch durch seine Lehrzeit in Japan die japanische Kultur soweit vertraut, dass er sie ein Stück weit verinnerlicht hat. Liesang vermittelt unermüdlich zwischen den Kulturen und verhindert durch geschickte Übersetzungen unangenehme Situationen. Seine Erklärungen bringen den Dorfbewohnern und dem Filmteam die japanische Kultur näher – und damit auch dem Leser.

Insgesamt ein kurzweiliger Roman nicht nur für Leser mit einem Interesse an Japan und an japanischer Keramik.

Ganz real: Japanische Keramik an der Ostsee

Parallelen des Roman zur Wirklichkeit gibt es offenbar im Bau eines Anagama-Ofens für den Keramiker Jan Kollwitz durch Tatsuo Watanabe im Kloster- und Künstlerdorf Cismar an der Ostsee. Für den Roman an sich ist das unerheblich, denn er trägt sich von alleine. Doch falls der Funke nach der Lektüre des Romans beim einen oder anderen Leser übergesprungen und das Interesse geweckt ist,  gibt es noch Hinweise auf einige weitere Bücher des Autors direkt unterhalb dieses Beitrags.

 

Christoph Peters: Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln. Roman. Luchterhand, München 2014, ISBN 978-3-630-87411-1

 

Weitere Bücher von Christoph Peters mit Japan-Bezug:

Christoph Peters: Mitsukos Restaurant. Roman. Luchterhand, München 2009, ISBN 978-3-630-87273-5
Christoph Peters: Japan beginnt an der Ostsee – Die Keramik des Jan Kollwitz. Mit Photos von Götz Wrage. Wachholtz 2010 ISBN 978-3-529-02763-5
Christoph Peters: Diese wunderbare Bitterkeit – Leben mit Tee., mit Zeichnungen von Matthias Beckmann. Arche 2016, ISBN 978-3-7160-2756-1

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