Krimi: Schrei nach Stille

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Autor: S. Benedict-Rux
5. Dezember 2008

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Anne Chaplets Krimi Schrei nach Stille schildert das Scheitern eines Experiments im Sommer 1968

Sturm in Klein-Roda. Paul Bremer wird gebeten,  bei der vor einem Jahr zugezogenen Sophie Winter nach dem Rechten zu sehen, da die Nachbarin klirrende Geräusche gehört hat und nicht selber nachsehen will. Tatsächlich findet Bremer Frau Winter eingeklemmt zwischen umgestürzten Bäumen. Er holt einen Arzt und kümmert sich um die alleinstehende Frau. Dabei macht er einige Beobachtungen, die ihn irritieren. Er beginnt Nachforschungen anzustellen, befragt seine Nachbarn und bekommt einiges zu hören, das sein Bild von seinen Mitmenschen und der scheinbaren dörflichen Idylle erschüttert.

Sophie Winter ist Autorin und hat mit ihrem Buch Summer of Love einen Bestseller mit autobiographischen Zügen geschrieben. Nach fast vierzig Jahren ist sie in das Haus zurückgekehrt, in welchem sie 1968 mit einem Mann und einer Frau zusammenlebte. Das Trio war im Ort nicht gerne gesehen, die Dorfbewohner versuchten die Hippies loszuwerden, in dem sie nicht nur schnitten, sondern massiv gegen sie vorgingen. Auch auf die Hilfe der Dorfpolizei konnten die Blumenkinder nicht zählen – im Gegenteil. Sophie Winters Rückkehr als erfolgreiche Autorin ist, wie ihr Buch, Teil ihrer Rache am Dorf. In ihrem Bestseller schildert sie Intoleranz, Hass und Polizeiwillkür, lässt die Dorfbewohner eine der jungen Frauen aus einer kleinen Hippie-Kommune zu Tode hetzen. Was ist Wahrheit, was Fiktion?

Offenbar haben einige im Ort das einstige Blumenkind wiederkannt, man legt ihr halbverweste Eichhörnchen ins Haus, bedroht sie in Telefonanrufen, legt ihr Telefon lahm. Aber das Dorf ist auch aus anderen Gründen in Unruhe. Luca, ein zwölfjähriger hübscher Junge ist seit einigen Tagen spurlos verschwunden und man erinnert sich an frühere Fälle in der Gegend, in denen Kinder mißbraucht und getötet wurden.

Neben Paul Bremer ermittelt auch Kriminalhauptkomissar Giorgio DeLange. Er ist alleinerziehender Vater zweier Teenager und bei der Verfilmung von Summer of Love als Berater am Filmset im alten Polizeipräsidium in Frankfurt.  Eine der Hauptdarstellerinnen überredet ihn das Buch zu lesen. Lange weiß er nicht, was ihm daran so bekannt vorkommt, aber dann erinnert er sich an einen Fall, der in einem Seminar behandelt wurde. Es ging um eine spurlos verschwundene, außergewöhnlich schöne Frau aus einer Hippie-Kommune in einem hessischen Dorf.  DeLange fordert unter falschem Vorwand die Akte an und beginnt damit sich mit der alten Geschichte auseinanderzusetzen…

In verschiedenen, sich bisweilen kreuzenden Motivsträngen nähert man sich allmählich der Lösung. Zunächst aber zeigt Anne Chaplet wie gut sie es vermag, mit Worten eine bestimmte Stimmung aufzubauen. Sie macht die Abwehr der Dorfbewohner gegen alle Fremden genauso greifbar, wie die beklemmende Verunsicherung, die Sophie Winter zunehmend befällt. Die Krimiautorin gewährt in ihrem bis zuletzt spannenden Roman tiefe Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Hauptfiguren, was dem Buch große Tiefe verleiht. Kenner früherer Krimis von Anne Chaplet treffen neben Paul Bremer auch weitere alte Bekannte wieder, wie zum Beispiel Bremers Freundin Karen Stark und den pensionierten Kriminalhauptkommissar Gregor Kosinski.

Ein niveauvoller Kriminalroman, der auch ohne Blutbäder Spannung bis zur letzten Seite bietet!

Anne Chaplet: Schrei nach Stille. Kriminalroman, List 2008

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