Heute am 11. Oktober 2013 wurde auf der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Jugendliteraturpreis in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch, Sachbuch, Preis der Jugendjury und der Sonderpreis für das Gesamtwerk verliehen.
Sonderpreis für das Gesamtwerk
Den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis hat der deutsche Autor Andreas Steinhöfel erhalten. Der Autor war 2009 bereits für sein Kinderbuch „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden. Gewürdigt werde Steinhöfels Sprachwitz und seine unsentimentale und aber dennoch emphatische Erzählweise: „Andreas Steinhöfel räumt mit gängigen Klischees im Kinder- und Jugendbuch radikal auf. Er nimmt seine Leser an die Hand und führt sie in Abenteuer, die man atemlos liest. Seine Erzählstrukturen sind voller Paradoxien, er irritiert damit den arglosen Leser und zwingt ihn erbarmungslos zum Nachdenken“, hieß es seitens der Jury.
Preis der Jugendjury
Die Jugendjury feierte in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen und vergab den mit 8.000 Euro dotierten Preis der Jugendjury an Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Hanser) von John Green, in der Übersetzung von Sophie Zeitz. Das Buch, welches 2012 im Carl Hanser Verlag erschienen ist handelt von zwei an Krebs erkrankten Jugendlichen, die auf ihre eigene Art und Weise mit ihrer Krebserkrankung umgehen: „Trotz der humorvollen Herangehensweise verharmlost das Buch die Krankheit nicht. Die Geschichte wirkt authentisch. Ein Buch, das Mut macht!“, finden die jugendlichen Juroren.
Die Kritikerjury prämierte vier weitere Bücher, die ihre Leserinnen und Leser in besonders eindrucksvoller Weise ernst nehmen. Die Spartenpreise im Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch sind mit jeweils 8.000 Euro Preisgeld ausgestattet.
Bilderbuch
Jon Klassen: Wo ist mein Hut. Aus dem Englischen von Thomas Bodmer, Neuausgabe NordSüd Verlag 2012, Ab 4
„Jedes Detail dieser strukturell einfachen, aber ungeheuer vielschichtigen Geschichte hat seine Funktion, es gibt keine überflüssigen Requisiten und doch für große und kleine Betrachter eine Menge zu entdecken“. So urteilt die Jury über das Bilderbuch welches von einem Bären erzählt, der seinen Hut verloren hat und gar nicht so harmlos ist, wie er zunächst wirkt.
Kinderbuch
Frank Cottrell Boyce (Text)/ Carl Hunter und Calre Heney (Fotografie): Der unvergessene Mantel. Aus dem Englischen von Salah Naoura, Carlsen Verlag 2012, Ab 10
Thema dieses Romans ist eine Kinderfreundschaft über kulturelle Hindernisse hinweg, erzählt aus der Sicht einer der mittlerweile erwachsenen gewordenen Figuren. Es sei „eine außergewöhnliche Erzählung über die Macht der Kunst und ihre Grenzen, die nebenbei unter Beweis stellt, dass es auch heute noch möglich ist, Kindern jenseits wohlfeiler Klischees, von den Chancen und Schwierigkeiten des interkulturellen Verstehens zu erzählen“. Die Fotografien von Carl Hunter und Clare Heney trügen sowohl zur Herstellung der Illusion als auch zur Desillusionierung maßgeblich weiter, heißt es weiterhin in der Jurybegründung.
Jugendbuch
Tamta Melaschwili: Abzählen. Aus dem Georgischen von Natia Mikeladse-Bachsoliani, Unionsverlag 2013, Ab 16
Der Roman erzählt drei Tage aus dem Leben zweier 13-jähriger Mädchen vor dem Kontext des russisch-georgischen Krieges. Obwohl auf ein schreckliches Ereignis hin erzählt wird, überrumpele die Erzählweise nicht, sondern lasse die Leser an der Rekonstruktion des Geschehenen teilhaben, so die Jury. Ihr Fazit lautet: „Ein Romandebüt von großer emotionaler Wucht und verstörender Authentizität, dem man, obwohl es nicht ausdrücklich an junge Leser adressiert ist, eine intensive Rezeption im jugendliterarischen Kontext wünschen möchte.“
Sachbuch
Reinhard Kleist: Der Boxer. Die wahre Geschichte des Hertzko Haft, Carlsen Verlag 2012, ab 16
Die Graphic Novel erzählt die Geschichte des polnischen Juden Hertzko Haft, der aufgrund der Tatsache, dass die Nationalsozialisten ihn dort als Boxer auftreten ließen die Konzentrationslager überlebte. Grundlage dieses Sachbuchs ist eine von Hafts Sohn, Alan S. Haft, verfasste Biografie („Eines Tages werde ich alles erzählen“), die 2009 auch auf Deutsch erschienen ist. Kleist habe sich für präzise und sorgfältige komponierte kleinformatige Schwarzweißzeichnungen entschieden und es sei so „eine atmosphärisch dichte, künstlerische überzeugende grafische Erzählung entstanden und ein Sachbuch mit großem Aufklärungspotenzial“.
Verliehen wurden die Literaturpreise durch den Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Herrmann Kues. Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 jährlich für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Der einzige deutsche Staatspreis für Literatur fühlt sich den jungen Lesern verpflichtet und hat den Anspruch herausragende Kinder- und Jugendliteratur zu empfehlen, unabhängig davon, ob sie aus deutscher oder internationaler Feder stammt. Im Frühjahr wurde Kritik laut, weil vielfach ausländische Titel in deutscher Übersetzung prämiert werden, anstatt deutsche Kinder- und Jugendbuchautoren zu fördern.
Weitere Informationen zum Deutschen Jugendliteraturpreis und die ausführlichen Jurybegründungen beim Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.