Leipziger Buchmesse vom 23.-26.03.17
Jährlich kommen etwa 76.000 bis 82.000 Neuerscheinungen auf den Markt, man kann also durchaus sagen, dass der Buchmarkt unaufhörlich wächst. Es ist eine Vielfalt wie diese, die wir in in diesen unruhigen Zeiten auch besonders brauchen, Bücher auch, die andere Perspektiven aufzeigen, Informationen sichten und aufbereiten, hinterfragen, dazu befähigen sich eine Meinung zu bilden. Erfreulich daher, dass 2016 zum ersten Mal seit 2013 der Umsatz in der Buchbranche wieder gestiegen ist und zwar um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist vor allem dem Bereich der Kinder- und Jungendliteratur zu verdanken, der im vergangenen Jahr ein Wachstum von 9 Prozent verzeichnete. Neben den ungebrochenen Trends wie Fantasy und Romantasy nimmt auch die Abbildung unterschiedlicher Lebensrealitäten in Kinder- und Jugendbüchern großen Raum ein. Autoren und Verlage greifen zunehmend Themen aus dem Bereich des gesellschaftlichen Wandels auf und übernehmen dabei die wichtige Rolle, Offenheit gegenüber unterschiedlichen Lebensweisen und -entwürfen bei jungen Lesern zu fördern.
Literatur, Litauen, Lesefestival
Heute nun öffneten sich also die Pforten zum Frühlingstreff der Buchbranche, der bis einschließlich Sonntag in Leipzig auf dem Messegelände stattfindet. Erwartet werden etwa 260.000 Besucher auf die mehr als 2.490 Aussteller auf 43 Ländern mit ihren Neuerscheinungen warten.
Schwerpunktland ist in diesem Jahr Litauen. Das Gastland hat unter anderem 26 neu ins Deutsche übersetzte Bücher zu bieten und wird Land und Literatur in 60 Veranstaltungen vorstellen und litauische Sichtweisen in den europäischen Dialog einbringen
Einzigartig ist das Lesefest „Leipzig liest“, das größte Lesefestival Europas das in über 3.400 Veranstaltungen über die Stadt verteilt Literatur erlebbar macht und den Meinungs- und Gedankenaustausch fördert. Das vollständige Leseverführungsprogramm ist unter http://www.leipziger-buchmesse.de abrufbar.
Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung
Im Rahmen der feierlichen Eröffnung de Buchmesse wurde bereits gestern der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung an den französischen Autor und Übersetzer Mathias Enard verliehen. Enard wurde für sein vielgelobtes Werk „Kompass“ ausgezeichnet. In einer Zeit vereinfachter Sichtweise aufgrund von Unkenntnis, so hieß es im Dezember 2016 in der Jurybegründung, trete der Autor als „einzigartiger Vermittler“ auf, als „leidenschaftlicher Orientforscher, der sich durch einen stupenden Kenntnisreichtum auszeichnet sowie durch literarische Sprachkraft“ und der aufzeige,wie die islamische, die christliche und die jüdische Tradition ineinandergreifen. Für seinen Roman hat Enard 2015 bereits den Prix Concourt erhalten.
Preis der Leipziger Buchmesse
Jedes Jahr auf’s Neue wird mit Spannung die Bekanntgabe der Preisträger der Preises der Leipziger Buchmesse erwartet, der in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung verliehen wird. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis wird seit 2005 vergeben und hat den Anspruch herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den genannten Kategorien auszuzeichnen.
Preisträger in der Kategorie Belletristik ist Natascha Wodin. „Sie kam aus Mariupol“ (Rowohlt) ist der Titel für außergewöhnliches Buch einer Spurensuche und über Zwangsarbeit im Dritten Reich in einer nüchternen nichtpsychologischen Sprache. Wodin suchte nach den Lebensspuren ihrer ukrainischen Mutter Jewgenia – und stieß auf das Schicksal ihrer Tante Lidia.
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging der Buchpreis an Barbara Stollberg-Rilinger: „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit”, erschienen bei C.H.Beck. Die Biographie über die Habsburgerin rücke Maria-Theresia endlich als bedeutende Gestalt ihrer Zeit in das Licht, das ihr gebühre und umgehe dabei die Krücke der Psychologisierung. „Es gelingt der Autorin, eine ganze Epoche durch diese Gestalt zu erschließen“, urteilte die Jury
Für die herausragende Übertragungsleistung von einer Sprache in eine andere, ja, über einen „Abgrund der Zeiten und Denkweisen“ hinweg wurde Eva Lüdi Kong ausgezeichnet, die das populärste Buch der chinesischen Literatur „Die Reise in den Westen“ ins Deutsche übertragen hat. Erschienen ist das in der heutigen Fassung 400 Jahre alt Buch bei Reclam.
Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde in diesem Jahr zum 13. Mal verliehen, erstmals ging er dabei in allen drei Kategorien an weibliche Autoren.
Neu: Audiostream von 25 Foren der Leipziger Buchmesse
Wer schonmal auf der Buchmesse war wird wissen, wie schwer es ist, tatsächlich auch alle Veranstaltungen wahrzunehmen, die man besuchen wollte. Wer eine Veranstaltung verpasst hat, hat (genauso wie all diejenigen die aus welchen Gründen auch immer nicht zur Leipziger Buchmesse fahren können) in diesem Jahr die Chance schon während der Buchmesse über 1.500 Lesungen, Vorträge und Diskussionen als Podcast nachzuhören. Das digitale Archiv mit den Aufzeichnungen ist unter www.voicerepublic.com in der Rubrik ARTS&CULTURE zu finden.