
Günter Grass auf der Leipziger Buchmesse 2015 ©sbr
Der Literaturnobelpreisträger von 1999 verstarb heute am Montag 13. April 2015, 87-jährig in Lübeck. Seit Erscheinen seines Romans „Die Blechtrommel“ im Jahre 1959 galt Grass als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren der Welt. Mit seinem Tod verlieren wir einen streitbaren Künstler und Autor und einen politischen Intellektuellen, der furchtlos für seine Meinung eintrat.
Noch vor Kurzem, auf der Leipziger Buchmesse im März, wo er den jüngst erschienen ersten Band „Freipass“ aus der Reihe „Schriften der Günter und Ute Grass Stiftung“ vorstellte, war er vital und kämpferisch wie eh und je zu erleben gewesen. Ob der Konflikt im Gaza-Streifen oder die Kritik an Angela Merkel, die den von Juli Zeh initiierten und von zahlreichen Autoren unterzeichneten offenen Brief unbeantwortet ließ – Grass sprach, wie man es von ihm gewohnt war, Klartext. Auch das wird fehlen, die klaren und deutlichen Worte eines Schriftstellers, der sich nicht auf den künstlerischen Ausdruck beschränkte, sondern immer wieder auch zum politischen Geschehen zu Wort meldete. Einer, der sich nicht den Mund verbieten ließ, auch wenn dies so manchem lieber gewesen wäre.
Der Bildhauer, Graphiker und Schriftsteller wurde am 16.10.1927 in Danzig geboren. Als Autor trat er zunächst mit eigenwilliger und verspielter Lyrik hervor, später kamen Dramen und Prosa hinzu. Seine Blechtrommel, geschrieben im Zeitraum von 1954-59, brachte ihm weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung, später sogar den Literaturnobelpreis. Grotesk und satirisch zeigte Grass hier aus der Sicht seines kleinwüchsigen „Helden“ Oskar Matzerath ein Zerrbild der kleinbürgerlichen Gesellschaft und rechnete mit dem Spießertum ab.
Grass war in seinen Äußerungen nicht unumstritten und löste bisweilen heftige Debatten aus. Im August 2006 gab er an, als 17-Jähriger Angehöriger der Waffen-SS gewesen zu sein. Dies führte zu heftigen Entrüstungsstürmen. Hatte Grass bis dahin als moralische Instanz gegolten, wurden nun zeitweise Forderungen laut, er solle seine Ehrenbürgerwürde der Stadt Danzig und den Literaturnobelpreis zurückgeben.
Stark angefeindet wurden auch seine Gedichte „Was gesagt werden muss“ mit deutlichen Kritik an Israel und auch „Europas Schande“ über den Umgang Europas mit Griechenland, die beide im Jahr 2012 in der Süddeutschen Zeitung erschienen sind.
Günter Grass war, bei aller möglichen und auch statthaften Kritik, eine Ausnahmegestalt unserer Zeit – er wird fehlen.
Ein schöner, ruhiger Nachruf, der den brillianten Autor Grass in ein gutes Licht stellt. Vielen Dank dafür!