OH MEIN GOTT!

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Autor: Gastrezension
12. März 2012

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Das ist genau der Gedanke, der einem bei jeder Seite dieses Buches in den Kopf hämmert. John Niven’s Buch „Gott Bewahre“ passt zum Namen des Verlagsreihe: HARDCORE.
Gott, der nach seinem einwöchigen Urlaub zurück in den Himmel kommt, findet eine Katastrophe vor, denn während er nur eine Woche weg war, sind auf der Erde vier Jahrhunderte vergangen. In dieser Zeit haben die Menschen sich die Hölle auf Erden geschaffen. Kriege, Genozide, Hungersnöte, radikale Gruppen …. und vor allem die Christen! Denn die sind eigentlich an allem schuld.
Der Himmel, ein gechillter Platz, wo alle immer gut drauf sind und sich das Hirn wegzukiffen auf der Tagesordnung steht. Gott, eine Art Rockstar, der Schwarze und „Schwuchteln“ liebt. Sein Sohn Jesus, ein Jimi-Hendrix-Verschnitt, von welchem er im Himmel auch Gitarre spielen lernt.
Nach der Rückkehr des Allmächtigen  gibt es dann einen kurzen Abstecher in die Hölle. Obszönität und Perversion reihen sich hier aneinander, ganz im Stil von Dantes „Göttlicher Komödie“.
Während es einem noch wie Ironie des Schicksals vorkommt, dass dort Hitler Juden das Essen servieren muss, entwickelt der Leser einen furchtbaren Brechreiz, wenn Politiker von Dämonen zerfleischt oder von Riesendildos vergewaltigt werden.
“Eigentlich wollte ich ein Drehbuch aus der Geschichte machen,“ sagte John Niven und damit hatte er Recht. Quentin Tarantino und Guy Richie hätten aus dieser Geschichte einen Kassenschlager gemacht. Aus der scharfzüngigen Kritik, dem hohen Coolnessfaktor der Sprache und der ab und zu aufkommenden Härte, würden diese Regisseure ein Meisterwerk an Witz und Unterhaltung produzieren, das auch noch zum Nachdenken anregt.
Zum Nachdenken regt schon das Buch an. Jeder kriegt sein Fett weg. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Offen wird die Glaubensindustrie in Amerika angeprangert. Da ist es kein Wunder, dass gerade die großen amerikanischen Verlage, einer nach dem anderen, Nivens Buch abgelehnt haben und damit genau das Bild bestätigen, das im Buch von den Amerikanern gezeigt wird.
Eine große Rolle spielen neben den Christen vor allem  auch die so beliebten Castingshows und ihre Branche. Steven Stelfox, abgekürzt SS, ist der Produzent einer solchen Show. Nahe angelehnt an den realexistierenden Produzenten Simon Cowell, wirkt er wie der wahre Teufel dieser Geschichte.
Als Gott beschließt, Jesus auf die Erde zu schicken, um die Welt wieder zur Vernunft zu bringen, tritt Jesus in „American Popstars“ auf, um sich Gehör zu verschaffen. Stelfox versucht ihm dabei das Leben schwer zu machen. Doch Jesus schafft es, das Beste herauszuschlagen und legt eine Grundlage für sein nächstes Ziel. Er geht mit seinen Jüngern nach Texas und baut eine Hippiekommune auf. Am Anfang erntet sie reichlich Begeisterung. Doch das Glück hält nicht allzu lange. Auch hier finden sich wieder Gegner ein: Das FBI, die DEA, die Texas Ranger, …… sie alle wollen die Kommune auflösen. Es kommt zur Eskalation. Eine große Schießerei zieht viele Tote mit sich und Jesu Leben auf der Erde endet mit einer öffentlichen Hinrichtung.
Hat man sich bei diesem Buch über die ersten paar Kapitel hinausgetraut, so erscheint es einem als wirklich gelungen. Mit netten Zitaten, wie zum Beispiel aus Monty Pythons „Leben des Brian“,  und bibelangehauchten Sprüchen wird der Leser immer wieder amüsiert und ist meist mit Jesus einer Meinung: Was für eine beschissene Welt!

John Niven: „Gott bewahre“, Heyne Hardcore 2011

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