Bilderbuch-Tipp: Ein Fest der Fantasie

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Autor: S. Benedict-Rux
19. Juni 2017

Buch bei amazon ansehen / bestellenAuf eine schöne Weise feiert das Bilderbuch, das wir heute im Literatur Blog vorstellen die Kraft der Fantasie. Viele Kinder wünschen sich Haustiere, so wohl auch der kleine Held des Buches, Nino. Der hat nämlich einen Fantasiehund, der alles versteht und dieselben Vorlieben wie Nino hat. Durch diesen Hund, den er nur in der Fantasie besitzt und der auch nur schemenhaft in den Illustrationen angedeutet wird, ist der Junge nicht einsam und kann allerlei Abenteuer bestehen. Mit dem Hund fühlt sich Nino stark, denn der Hund ist immer bei ihm und versteht alles.

 

Wenn aus dem Fantasiehund ein echter Hund wird

Eines Tages jedoch ist der Fantasiehund verschwunden. Offenbar liegt das daran, dass Nino einen echten Hund bekommen hat. Der reale Hund ist weich und lebendig, mal gehorsam und mal frech. Vor allem ist er aber anders als der Phantasiehund es war, weil er eigene Bedürfnisse hat. Glücklicherweise kann Nino ihn so annehmen wie er ist und ja, die Macht der Phantasie bleibt ja bestehen. So hat Nino nun zusätzlich zu dem ‚Hund den er hat‘ viele weitere Fantasietiere: Giraffen, Zebras, Bären und ja, es kommen weitere Fantasiehunde dazu, mit denen Nino viele Fantasieabenteuer erleben kann.

Der Bilderbuchtext besteht aus kurzen Sätzen und mit Wiederholungen im Textaufbau. Kinder lieben so etwas. Letztlich tritt der Text aber zugunsten der besonders phantasievollen Illustrationen zurück. So manches erschließt sich weniger über die geschriebene Geschichte, als über die Illustrationen, die einige Zusammenhänge aufdecken und auf mögliche Hintergründe weisen: es tauchen keine menschlichen Spielkameraden auf, die Mutter ist nur einmal zu sehen, wohl bei einem Campingurlaub, und sie steht mit dem Rücken zu Nino mit einer Fotokamera in der Hand. Der Vater, das wird zuerst im Bild klar, ist aus beruflichen Gründen viel in der Welt unterwegs. Aus Ninos Fantasietieren spricht wohl auch gleichermaßen die Sehnsucht nach dem Vater, wie der unbewusste Versuch, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Es liegt nahe zu vermuten, dass Nino zum Teil Tiere fantasiert, von denen sein Vater ihm am Telefon erzählt hat. In den Bildern wird, mehr noch als im Text, so einiges der Wünsche und Sehnsüchte des Jungen sichtbar.

Fantasieanregend und vielschichtig

Mit seiner vielschichtigen und offenen Darstellungsweise lässt das Bilderbuch verschiedene Hintergründe und Deutungsmöglichkeiten zu. Das wiederum beflügelt auch die Fantasie derjenigen, die das Buch in den Händen halten. Die außergewöhnliche Bildsprache tut das ihre dazu: eine Farbpalette, die an Traumszenerien erinnert, vieles in den Bildern nur grob angedeutet und in der Ausgestaltung der eigenen Fantasie überlassen.

Wer Bücher mag, die zum Nachdenken anregen oder zum Geschichten weiterspinnen, wird sicher seine Freude daran haben. Ist Nino einsam, wenn er „nur“ seine Fantasie statt anderer Jungen und Mädchen als Spielkameraden hat? Welche Abenteuer könnte Nino mit seinen Fantasietieren erleben? Welche Abenteuer würdest Du mit Deinen Fantasietieren bestehen? Welche sind überhaupt Deine Fantasietiere? Und, um den Bogen zum Anfang zurückzuführen: Was ist, wenn sich der Wunsch nach einem Hund erfüllt und das ganz anders ist, als man es sich vorgestellt hat?

Edward van de Vendel, Anton van Hertbruggen: „Der Hund, den Nino nicht hatte“. Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Bohem Press 2015. Ab 5 Jahren
ISBN: 978-3-85581-552-4
[D] 14,95 €

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