In diesen Tagen, da sie gemeinsam mit dem indischen Kinderrechtler Kailash Satyarthi den Friedensnobelpreis 2014 verliehen bekommt, muss man sicher nur Wenigen erklären, wer Malala ist. Bekanntheit in der westlichen Welt erlangte sie, als die Taliban am 9. Oktober 2012 auf dem Heimweg von der Schule einen Anschlag auf die Kinderrechts-Aktivistin verübten, die sich für das Recht auf Bildung aller Kinder und insbesondere auch der Mädchen einsetzt. Sie überlebte schwer verletzt.
`Das Mädchen, das von den Taliban in den Kopf geschossen wurde´, dies ist das Bild das viele Menschen von Malala im Kopf haben. Sicher das ist nicht falsch, doch wenn man ihre an junge Menschen gerichtete Autobiografie „Malala. Meine Geschichte“ liest, versteht man schon recht bald, warum sie dieses Bild nicht wirklich mag. Zehn Jahre war Malala alt, als die Taliban in Pakistan an die Macht kamen und bald darauf anfingen ein Schulverbot für Mädchen durchzusetzen. Doch Malala und ein Teil ihrer Schulfreundinnen ließen sich nicht beirren und gingen heimlich weiter zur Schule. Da sich ihr Vater als Schulleiter mehrerer Schulen aktiv für die Bildung von Kindern einsetzt und offen gegen die Taliban ausspricht, ergeben sich für Malala Möglichkeiten und Kontakte ihn dabei zu unterstützen. So springt sie ein, als eine Schülerin gesucht wird, die in einem Blog auf BBC Urdu über das Leben unter den Taliban berichtet und bloggt unter dem Pseudonym Gul Makai, nach einer Heldin eines paschtunischen Volksmärchens. Ihr erster Eintrag erscheint am 03.01.09, nur knapp zwei Wochen vor der von den verordneten Frist der Taliban zur Schließung aller Mädchenschulen. Bei ihrem (vorerst) letzten Schultag in ihrem Heimatort Mingora werden sie und ihre Freundinnen von einem Kamerateam begleitet. Malala ist da gerade erst elf Jahre alt und bis zu dem Anschlag vergehen noch einige Jahre, die sie mit Lernen und vielfältigen Aktionen für das Recht auf Bildung anfüllt: Interviews, die Teilnahme an Kinderrechts-Veranstaltungen, eine Einladung zu einer Bildungskonferenz etc. Lange bevor wir im Westen von ihr Notiz genommen haben, hatte ihr Kampf schon begonnen und einiges in Bewegung gesetzt.
„Die Taliban hatten auf mich geschossen, um mich zum Schweigen zu bringen. Stattdessen hörte jetzt die ganze Welt meine Botschaft.“
In ihrer Autobiografie, die sie mit der Unterstützung der bekannten Autorin Patricia McCormick geschrieben hat, schildert Malala den Alltag im Swat-Tal. Dazu gehören nicht nur die zunehmenden Repressionen durch die Taliban und die Ängste durch das Kriegsgeschehen, sondern auch das Familienleben und die kleinen Freuden, die sie in der Schule und mit ihren Freundinnen erlebte. Eines wird dabei deutlich: dass Malala die Kraft und den Mut hat, seit ihrer Kindheit für das Recht auf Bildung ihre Stimme klar und vernehmlich zu erheben, rührt auch aus dem Rückhalt ihrer Eltern. Ihr Vater hat seine Tochter immer darin unterstützt – in gewisser Weite könnte man auch sagen, dass es zeitweise ein wenig auch anders herum war – und auch die Mutter hat trotz aller Ängste sowohl ihrem Mann als auch der Tochter den Rücken gestärkt. Immer wieder betont Malala, dass all das was sie getan hat auch ihre Freundinnen getan haben könnten und ermuntert alle Kinder, alle Mädchen und Frauen, ihre Rechte einzufordern. Ihr Ziel ist es unter anderem auch, dass Kinder und Jugendliche an ihrem Beispiel sehen, dass sie immer für ihre Rechte Kämpfen sollten, sie immer eine Chance haben etwas zu verändern.
Was bleibt zu sagen? Auch wenn es zumeist um sehr ernste Themen geht, klingt in Malalas Geschichte immer Zuversicht und Kampfesmut mit. Sie bewegt mit dem was sie mitteilt und auch mit der Art wie sie es tut. „Was ein Löwenherz!“ möchte man ausrufen, während sie selber immer betont, dass jede ihrer Freundinnen das Gleiche getan haben könnte oder auch ein jedes Kind auf diesem Globus.
Eine ganze Reihe von Fotos, ein Glossar und lobenswerterweise auch eine Übersicht über wichtige Ereignisse in Pakistan seit 1947 vervollständigen dieses überaus lesenswerte Buch. Falls Sie noch ein Buchgeschenk für eine(n) Jugendliche(n) suchen: nehmen sie dieses!
Malala Yousafzai mit Patricia McCormick: Malala. Meine Geschichte. Aus dem Englischen von Maren Illinger, Fischer KJB 2014
Hardcover, 272 Seiten, ISBN 978-3-596-85660-2
€ (D) 12,99 € (A) 13,40