Nach seinen Künstlerromanen über E. T. A. Hoffmann, Robert Schumann und Franz Schubert ist dieses Jahr Peter Härtlings Novelle über den jungen Wolfgang Mozart erschienen. Sie beschreibt einen Ausschnitt von etwa dreieinhalb Jahren, in denen die Familie Mozart ausgedehnte Konzertreisen unternahm. Nachdem Vater Leopold Mozart seine begabten Kinder in Adelskreisen vorgestellt hat, ist man vielerorts in Europa begierig darauf, die außergewöhnlichen Mozart-Kinder musizieren zu hören. Der Vater ergreift die Gelegenheit und reist mit seiner Familie herum, arrangiert Konzerte an Akademien und Höfen. Peter Härtling beschreibt diese Tourneen als eine Schwindel erregende Abfolge von Reisen und Konzerten, in der zu wenig Zeit zum ausruhen und zum spielen bleibt. Aber auch ein Wunderkind ist ein Kind und so versucht sich das Wolferl selber einen Ausgleich zu schaffen. Zum Beispiel in dem er sich den Quintus herbei phantasiert, einen Geist den er zunächst ausschickt um seine Schwester zu necken. Das Reisen, meist in Pferdekutschen, ist anstrengend, die Gagen nicht immer unbedingt üppig und so zehrt dieses Leben an den Kräften der Kinder, die beide schwer erkranken. Nach seiner Genesung ist Wolfgang ein anderer – er ist der Kindheit entwachsen und sein Schabernack treibender Geist für immer verschwunden…
Peter Härtling schildert aus einer leicht distanzierten, aber dennoch liebevollen Perspektive. Seine Beschreibung des Kindes Wolfgang macht Spaß, weil er das Kindliche im Genie immer wieder kaum gefiltert mit einfließen lässt und so einen Gegenpol zur Hetze der Reisen schafft.
Peter Härtling: Das ausgestellte Kind, Mit Familie Mozart unterwegs, Kiepenheuer & Witsch 2007