Die Shortlist der sieben Jurymitglieder
Die Entscheidung der Fachjury des Deutschen Buchpreises über die sechs Romane, die das Finale erreicht haben, wurde heute, am Mittwoch, bekanntgegeben. Dem Vernehmen nach fiel die Wahl einhellig auf folgende Romane und Autoren:
Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen, Knaus 2015
Aktueller könnte ein Roman kaum sein: Ein emeritierter Professor für Literaturgeschichte begegnet zufällig afrikanischen Flüchtlingen. Über die Gespräche mit den Menschen schaut er unter die Oberfläche und entdeckt die bürokratische Unmenschlichkeit und die Tortur des Wartens.
Rolf Lappert: Über den Winter, Carl Hanser 2015
Konzeptkünstler Lennard Salm findet auf der Suche nach Strandgut für eine Installation eine Babyleiche am Strand – offenbar ein Opfer aus einem untergegangenen Flüchtlingsboot. Dieser Fund stellt den Sinn seiner Arbeit in Frage und als er kurz darauf nach dem Tod seiner Schwester zu seiner Familie fährt, wird aus einem geplanten kurzen Besuch eine Neuorientierung.
Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt, Berlin Verlag 2015
Ein historischer Roman aus der Perspektive einer kleinwüchsigen Herrscherin im Wartestand und gleichermaßen die bitter-komische Dekonstruktion des Genres historischer Roman. Der Roman, so kommentiert die Jury, sei ein „fulminantes Stück weiblicher Gegengeschichtsschreibung und radikale Gegenwartskritik im Tudor-Gewand.“
Ulrich Peltzer: Das bessere Leben, S. Fischer 2015
Der Roman, der an verschiedenen Plätzen in der Welt spielt, mit Global Players, die die Fäden nur scheinbar in der Hand haben, zeichne ein facettenreiches Gegenwartsbild in oft mündlich verknappter, aber dabei hochliterarischer Sprache, urteilt die Jury. „Ein Werk von enormer Wucht und Relevanz“, heißt es weiter im Kommentar.
Monique Schwitter: Eins im Andern, Droschl 2015
Ein Episoden-Roman, der grundlegende Themen der Literatur verhandelt: Liebe und Tod, Reue und Verrat, ihr Verhältnis zueinander. Dazu die Jury: „Was vermag die Schrift, die Literatur angesichts des Todes?“ sei die entscheidende Frage, die der Roman, „der trotz gewichtigem Gepäck als gekonnt leichtfüßiges Spiel des Wege“ daher komme, verhandle.
Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969, Matthes & Seitz 2015
Ein 13-jähriger, psychisch labiler Erzähler identifiziert sich und seine Gang mit der der sich gerade formierenden RAF. Dies ist die Basis für ein 800-seitiges Kaleidoskop, das „nicht nur die Ikonografie der RAF auf groteske Weise dekonstruiert, sondern auch eine Mentalitätsgeschichte der prosperierenden BRD unter besonderer Berücksichtigung der Gegenpopkultur liefert“, heißt es in der Jurybegründung.
Die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung zeichnet jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten Roman in deutscher Sprache aus. Der mit insgesamt 37.500 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum elften Mal vergeben. Der Preisträger, welcher am 12. Oktober im Rahmen der Preisverleihung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse bekanntgeben wird, erhält 25.000 Euro, die restlichen Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro.
Die Preisverleihung wird auch per Live-Stream unter www.deutscher-buchpreis.de übertragen.