Schaut man sich die gängigen Erzählungen von der Entwicklung der Menschheit von den Anfängen bis hin zu Kultur- und Wissenschaftsgeschichte an fällt schnell auf, dass Frauen darin oftmals nur am Rande vorkommen. Es geht schon mit dem vermeintlich unterschiedlichen Rollen in der Frühzeit los
Diese Denkweise führte dazu, dass man lange bei archäologischen Funden die Geschlechter anhand der Grabbeigaben zuwies: waren Waffen beigelegt musste es sich um Männer handeln. Tatsächlich erwies sich später, als man die Möglichkeiten neuester Technik nutzte, so mancher Krieger als Kriegerin.
Geht man mit einem sensibilisierten Blick durch die Wissenschafts- und Kulturgeschichte stellt man auch da fest, dass die Leistungen von Frauen auch hier seltenst gewürdigt wurden, mehr noch: oftmals wurden und werden sie nicht einmal erwähnt, selbst wenn Errungenschaften auf ihren Beitrag zurückzuführen sind.
Unsichtbare Heldinnen – ein Blick auf die ungewürdigten Leistungen von Frauen
Anhand vieler konkreter Beispiele zeigt die Historikerin Leonie Schöler welche bedeutsamen Leistungen Frauen in der Geschichte erbracht haben, die die Gesellschaft oder gar die Menschheit voran gebracht haben. Dabei spannt sie den Bogen von Künstlerinnen über Wissenschaftlerin und sogar bis bis hin zu Kämpferinnen. Vielfach wurden die Leistungen von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen kleingeredet oder ihren Ehemännern oder Vorgesetzten zugeordnet. Sie waren die Muse oder die kleine Helferin, die nur die Anordnungen des genialen Mannes ausführten. Diesem Weltbild entsprechend wurden die Männer dann für die Ergebnisse und Entdeckungen gefeiert, während die eigentlichen Schöpferinnen und Entdeckerinnen leer ausgingen und kaum bis keine Erwähnung erfuhren. Schlimmer noch: wagten sie es sich zu wehren, hatte dies mitunter massive negative Folgen für sie.
Systematische Bevorzugung weißer Männer
Mögen die Geschlechter heutzutage zwar auf dem Papier weitestgehend gleichgestellt sein, so zeigt Schöler doch auf, dass die alte Bevorzugung des weißen Mannes auf subtile Weise selbst in Algorithmen weiter wirkt. Auf diese Weise erhalten diese auch heute noch mehr Aufmerksamkeit und Macht zu Lasten aller anderen.
Der Tonfall des Buches ist durchaus kämpferisch, doch durch den angenehmen und kurzweiligen Schreibstil ist das Buch angenehm zu lesen, was bei der Thematik nicht selbstverständlich ist.
Leonie Schöler: Beklaute Frauen. Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte [Partnerlink]. Penguin Verlag2024
416 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 22 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-328-60323-8
[D] €22,00