Armutsrisiko Mutterschaft

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Autor: S. Benedict-Rux
31. März 2025

Auf Kosten der Mütter von Birgit Happel

9783466311934 Cover

Frauen sind heutzutage mindestens so gut ausgebildet wie Männer. Dennoch verdienen sie in der Regel weniger Geld und haben dementsprechend auch weniger Rente im Alter zu erwarten. Spätestens in dem Moment in welchem sie Kinder bekommen, bekommt ihre Erwerbsbiografie einen meist nicht unerheblichen Knick. Meist übernehmen sie die unbezahlte Care-Arbeit und stecken beruflich zurück. Auf diese Weise werden von ihrem Partner finanziell abhängig und die Mutterschaft wird zum Armutsrisiko.

Mit ihrem Buch will Birgit Happel einerseits die strukturellen Hintergründe beleuchten, aber auch mögliche Lösungsansätze aufzeigen. Sie richtet sich dabei ausdrücklich an die Frauen selber. Ihr Wunsch ist, dass sich durch die Lektüre das Bewusstsein der Leserinnen für diejenigen Entscheidungen schärft, die sich auf ihre finanzielle Selbstbestimmung auswirken. Auf diese Weise können sie Einfluss auf ihre eigene Geldbiografie nehmen.

Strukturfalle Mutterschaft

Trotz guter Berufsqualifikation haben Frauen und ganz besonders Mütter ungleiche Einkommenschancen. Gesellschaftliche und steuerliche Fehleranreize wie zum Beispiel das Ehegattensplitting verfestigen die wirtschaftliche Abhängigkeit insbesondere von Müttern. Versuchen Mütter nach der Familienphase wieder in die Berufswelt einzusteigen erleben sie oft eine strukturelle Diskriminierung am Arbeitsmarkt. Durch den Bruch in der Erwerbsbiografie können Sie ihre Potentiale häufig nicht ausschöpfen.

Noch problematischer ist die Situation bei Trennung und Scheidung. Unter den Alleinerziehenden gibt es etwa 40% Armutsbetroffene. Dies sind meistens die Mütter und mit ihnen sind auch die Kinder von Armut betroffen und haben schlechtere Zukunftschancen. Wenn man bedenkt, dass rund jede dritte Ehe geschieden wird, ist dies alarmierend.

Ihr Buch versteht Happel daher auch als ein Plädoyer für eine gerechte Familien-Sozial- und Gesellschaftspolitik, denn die Ursachen für diese Fehlentwicklungen zu einem großen Teil strukturell bedingt und können daher auch vor allem strukturell gelöst werden. In diesem Zusammenhang ist gesellschaftlicher Wandel vonnöten. Dazu gehören neben anderem die Aufwertung von Care-Arbeit, ein Wertewandel bei Arbeitgebern, familiengerechte Beiträge in die Rentenversicherung oder eine Familienarbeitszeit von maximal 32 Stunden in der Woche. Grundsätzlich plädiert Happel auch für eine finanzielle Bildung und Gleichstellungswissen, welches jungen Menschen schon direkt in der Schule vermittelt wird.

Finanzielle Selbstbestimmung fördern

Doch auch der eigene Umgang mit Geld ist eine Stellschraube und jede Frau sollte hier, so Happel, ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Dazu gibt die Autorin in Ihrem Buch einige Tipps unter anderem für Vereinbarungen vor der Familiengründung, Hinweise zu Steuerklassenwahl, Geldanlage und weiterführender Literatur. Denn auch in eingeschränkten und schwierigen persönlichen Lebenslagen bleiben noch in einem gewissen Maß Handlungsspielräume, die es auszuschöpfen gilt.

Auf Kosten der Mütter ist ein besonders empfehlenswertes Buch für alle Frauen und ganz besonders für diejenigen, die bereits Mütter sind oder es werden wollen. Birgit Happel bleibt nicht bei der Problembeschreibung stehen, sondern zeigt mögliche Strategien auf, damit Mutterschaft für Frauen nicht zum Armutsrisiko und zu verpassten Lebenswünschen führt.

Birgit Happel: Auf Kosten der Mütter. [Partnerlink] Warum finanzielle Selbstbestimmung für Frauen mit Familie so wichtig ist
Mit vielen Tipps zur Geldbiografie
Kösel 2023
ISBN 978-3-466-31193-4
256 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
[D] 18,00 €

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