Historischer Roman: Eine Musikerin im 16. Jahrhundert

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Autor: S. Benedict-Rux
11. Juli 2011

Buch bei amazon ansehen / bestellen Leipzig im Jahre 1573. Die Neujahrsmesse steht bevor und die Stadt füllt sich mit Händlern. In dem langen Tross, der in die Stadt einzieht, befindet sich auch die 17-jährige Spielfrau Pauline Schwan. Sie hofft in der Stadt nicht nur während der Messe mit ihrer Musik gutes Geld zu verdienen, sondern vielleicht ein Engagement als Hausmusikerin über die harten Wintermonate zu finden. Auf ihrer Reise hat sie sich zuletzt dem Wundermann Jacobus von Antwerpen angeschlossen und sich mit dem  kleinwüchsigen Buckligen angefreundet.

Doch kaum in Leipzig angekommen gerät ihr gebildeter Freund in eine höfische Intrige und mit ihm auch Pauline, die zu ihm steht. Zwei verfeindete Parteien wollen von Jacobus die Attraktion seiner fahrenden Wunderkammer erwerben – das Einhorn – um damit das Fürstenhaus günstig zu stimmen. Doch der rätselhafte Jacobus will sein bestes Stück nicht verkaufen und schafft sich damit mächtige Feinde. Als erst einer, dann ein zweiter Junge verschwunden ist, verdächtigt man schnell den verunstalteten Jacobus, der zuvor auf die Hänseleien einiger Kinder etwas unbeherrscht reagiert hatte. Er wird im Kerker festgesetzt und gefoltert. In den Fokus der Anfeindungen gerät auch Pauline, die den Freund unterstützt und mithilfe einer Bande von Straßenkindern nach den wahren Entführern sucht. Als dann noch eine Hure ermordet aufgefunden wird, die Pauline kurz zuvor beschimpft hat scheint auch sie in höchster Gefahr zu schweben. Wie gut, dass Martin von der Stadtwache auf ihrer Seite zu sein scheint…

Vor dem Hintergrund großer zeitgeschichtlicher Änderungen und einer höfischen Intrige entfaltet die Autorin die berührende Geschichte einer musikalisch begabten jungen Frau, die sich nicht nur in einer Männerwelt behaupten muss, sondern begierig ist, tiefer in die Welt der Musik einzudringen und beispielsweise Noten lesen zu lernen, um ihre eigenen Kompositionen niederschreiben zu können. Zu dieser Zeit ist es jedoch nicht schicklich für Frauen in der Öffentlichkeit Musik zu machen, allenfalls Kurtisanen tun dies, und noch weniger ist daran zu denken, dass ernsthafte Musiker der Hochbegabten Unterricht geben würden. Es scheint zunächst also, dass Pauline ihren Traum nie wird verwirklichen können. Doch sie ist beharrlich in ihrem Streben und findet mehrere Unterstützer. Welchen Weg wird sie gehen? Wird sie eine Fahrende bleiben und mit ihrem gebildeten Freund Jacobus nach Amsterdam ziehen oder nimmt sie das andere Angebot wahr, dass sich ihr überraschend bietet – eines für dass sie allerdings dauerhaft seßhaft werden müsste?

Detailreich und lebendig schildert Sabrina Capitani die Welt, in der sich ihre Heldin bewegt und vermeidet dabei klischeehafte Beschreibungen. Schnell ist der Leser in den Bann der Geschichte eingesogen und nimmt Anteil am Schicksal dieser begabten jungen Frau. Stück für Stück erfährt er auch frühere Erlebnisse aus der Vergangenheit der Spielfrau, die dadurch mehr und mehr zu einer runden Persönlichkeit wird, mit der man sich gut identifizieren kann. Dass die Autorin eine erfahrene Journalistin ist, merkt man nicht zu letzt daran, dass sie das Interesse aufrecht zu erhalten und historische Hintergründe geschickt einzuflechten weiß.  Auch das macht diesen historischen Roman gleichsam lehrreich wie höchst unterhaltsam und spannend!

Sabrina Capitani: Das Spiel der Gauklerin. Historischer Roman. Piper Verlag 2010

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Über die Autorin:

Sabrina Capitani  wurde 1953 geboren und hat in Berlin Germanistik, Publizistik und Kunst studiert. Die promovierte Publizistin arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin und Journalistin für Rundfunk und Fernsehen. Darüber hinaus ist Capitani auch als freie Malerin tätig. Die Idee zu „Das Spiel der Gauklerin“, ihrem dritten historischen Roman, kam ihr bei einer Stadtführung in Leipzig, wo der Führer den Messebetrieb vor ihrem geistigen Auge zu erwecken wusste.

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